Der Bausparer ist eine Investition mit Zukunft, blickt aber auch auf eine lange Geschichte zurück. Denn Bausparen baut auf dem Prinzip des kollektiven Sparens auf. Dieses Sparmodell ist schon im 3. Jahrhundert vor Christus in China schriftlich belegt, wo während der Han-Dynastie gemeinnützige Spargesellschaften gegründet wurden.
Wie funktioniert diese Sparform?
Vereinfacht könnte man sagen: Wer gemeinsam spart, hat mehr davon. Eine Gruppe von Sparern schließt sich zusammen, um ein gemeinsames Ziel zu verfolgen, nämlich ein günstiges Darlehen.
Das Prinzip funktioniert wie folgt: Nehmen wir an, zehn Menschen wollen, jeder für sich, eine Immobilie kaufen. Jeder von ihnen müsste zehn Jahre sparen, um seinen Wunsch zu verwirklichen. Durch den Zusammenschluss der Sparer wird dieser Wunsch schon früher Wirklichkeit: Jedes Jahr gehen die Sparanteile aller Teilnehmer in den gemeinsamen Pool ein. Von diesem Geld kann ein Teilnehmer schon im ersten Jahr seine Immobilie kaufen. In den Folgejahren bringt dieser Sparer nun seinen Anteil weiter ein, nun allerdings zur Tilgung seines Darlehens. Damit ermöglicht er anderen Sparern die Finanzierung ihrer Projekte.
Die Entstehung des Bausparvertrags in der westlichen Welt
In Europa setzte der Siegeszug dieser Sparform erst später ein. Hier beginnt im 18. Jahrhundert die Geschichte der europäischen Bausparkassen. „Ketley’s Building Society in Birmingham“ wurde 1775 gegründet. Ihr Konzept verbreitete sich rasch in den britischen Kolonien, aber auch im Rest Europas und Amerika. Diese Bausparkassen waren jedoch noch keine stetigen Institutionen wie heute. Sie wurden aufgelöst, wenn das letzte Mitglied zu seinem Eigenheim gekommen war.
Die Bausparkassen im deutschen Sprachraum waren im Gegensatz dazu schon von Beginn an als permanente Organisationen organisiert. Nach ersten Anläufen Ende des 19. Jahrhunderts stieg vor allem nach den Zerstörungen des 1. Weltkriegs das Bedürfnis nach neuem Wohnraum und Wohnbau-Finanzierung.
Österreichs Bauspar-Wurzeln liegen in Genossenschaften
Anfänglich traten hier kleinere Wohnbau-Genossenschaften auf den Plan. 1929 entstand schließlich die erste österreichische Bausparkasse: die „Bauspar- und Realkreditkasse von gewerblichen Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschaften Österreichs.“ Diese trägt heute den Namen “start:bausparkasse“. 1930 eröffnete die deutsche Wüstenrot Bausparkasse auch in Österreich einen eigenständigen Ableger.
Der nächste große Entwicklungssprung in der Geschichte des Bausparens erfolgt nach dem zweiten Weltkrieg. Erneut ist der große Finanzierungsbedarf für den Wiederaufbau ein Katalysator und führt zu einem Aufschwung des Bausparwesens. Die Gründung der “s bausparkasse” fällt übrigens in diese Epoche.
1972 wird schließlich ein neues Einkommensteuergesetz verabschiedet, das dem Bausparen den letzten ultimativen Schub verleiht. Das Gesetz sichert jedem Sparer unabhängig von seinem Einkommen eine staatliche Bausparprämie. Das Bausparen wird damit zu einer der attraktivsten Anlageformen und zu einer der beliebtesten Anlageformen in Österreich. Damals war die Prämie fix mit 4,5 Prozent festgelegt. Seit einer Novellierung des Bausparkassengesetzes 1998 liegt sie variabel zwischen mindestens 1,5 Prozent und maximal 4 Prozent.
2005 wiederum wurde das Bausparkassengesetz nochmals flexibler gestaltet. Seit diesem Zeitpunkt kann das Bauspardarlehen auch für Bildungs- und Pflegemaßnahmen verwendet werden. Die Sparform ist dadurch wieder ein Stück flexibler geworden.